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Beschreibung der Gemeinde Stolzenhain, früher: Stolzenhan

(West Böhmen, Bezirk St. Joachimsthal, jetzt Bezirk Komotau / okres Chomutov)

FOKO-Kennziffer: w62245, Koordinaten: Breite= 50.550, DMS: 50o 32´ 60N, Länge: 13.4333, DMS: 13o 25´ 60E, Höhe: 641m

Verzeichnis:
Einführung
Topographie
Klimatische Verhältnisse
Ortsbereiche bzw. Ortsteile
Bürgermeister, Familiennamen, Berufe, Vereinswesen
Allgemeines (Besiedlung, Schule, Pfarrbezirk, Industrie)
Aus der Vergangenheit
Gefallene im Weltkrieg 1914-1918 und 1939-1945
Verschiedenes (Ortsbetreuer, Heimattreffen, ...)
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Einführung

Stolzenhain, ein Ort im oberen Erzgebirge, führte den Ortsnamen Rauhenbusch, Stolzenhain, aber auch Stolzenhan, Stolzenhahn, ab dem Jahre 1902 offiziell Stolzenhain, heute Háj (Rauhenbusch war ein Dorf, das im 16. Jh. gegründet wurde. Noch im gleichen Jahrhundert aber gab es seinen Namen auf und verschmolz mit dem Nachbardorf Stolzenhain).

In Stolzenhain zählte man 1908 etwa 147 Hausnummern, am am 1.2.1930 insgesamt 1228 Einwohner, am 17.5.1939 noch 1079 Einwohner in 171 Hausnummern. Nach der Vertreibung der deutschen Bewohner im Jahre 1945/1946 wohnten in Háj am 22.5.1947 ganze 75 Einwohner. Im Jahr 1970 wohnten dort 99 Einwohner in 25 ständig bewohnten Häusern.

Stolzenhain grenzt im Norden an Böhmisch-Wiesenthal, wohin es auch eingepfarrt war (siehe Verzeichnis der Kirchenbücher des röm. kath. Pfarrbezirks Böhmisch Wiesenthal)) und an die in Sachsen gelegene Stadt Oberwiesenthal, im Westen an Sankt Joachimsthal; im Süden an die Gemeinden Holzbach, Hüttmesgrün und Gesmesgrün; im Osten an die Marktgemeinde Schmiedeberg (polit. Bezirk Preßnitz).
Weitere Angaben siehe Kurzbeschreibung innerhalb des Bezirks St. Joachimsthal.

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Topographie

Der Ort Stolzenhain liegt im oberen Erzgebirge, in unmittelbarer Nähe vom Klínovec (Keilberg, 1244 m) und dem deutschen Fichtelberg (1214 m). Eingebettet zwischen der 989 m hohen Stolzenhainer- und der 948 m hohen Wiesenthaler Anhöhe liegt das Dorf in einem Längstal, welches am nordöstlichen Abhang des Keilbergs, dem sogenannten Hofberg, in 1040 m Höhe beginnt und sich von dort talabwärts in nordöstlicher Richtung erstreckt.

Am besten erreicht man Stolzenhain über den Grenzübergang Neues Haus, in der Nähe des deutschen Erholungs- und Wintersportorts Oberwiesenthal, der hinüber ins tschechische Boží Dar (Gottesgab) führt. Eine weitere Möglichkeit ist die Anfahrt von Karlovy Vary (Karlsbad) aus. Von dort sind es etwa 35 km über Jáchymov (St. Joachimsthal) steil hinauf nach Gottesgab und weiter nach Stolzenhain.

Háj liest man auf dem Ortsschild, wenn man von Gottesgab kommend über den Hofberg hinunterfährt nach Stolzenhain. Es ist die tschechische Ortsbezeichnung für das kleine Dorf am Fuße des Keilbergs. Stolzenhain liegt heute auf dem Staatsgebiet der Tschechischen Republik. Viele hundert Jahre war der Ort Teil des Kronlandes Böhmen, welches wiederum zur Österreichischen Monarchie gehörte.

Stolzenhain selbst hat eine räumliche Ausdehnung von ca. 2 Kilometern und liegt auf einer durchschnittlichen Meereshöhe von 950 m. Dabei stehen die ersten Häuser unterhalb des Keilbergplateaus - am Hofberg - etwa auf einer Höhe von 1040 m, während die Häuser am Ortsende auf etwa 895 m zu finden sind.

Der Ort wurde als ein Reihendorf, längs einer kleinen Talaue angelegt. Man bezeichnet eine derartige Ansiedlung auch als ein Waldhufendorf. Hinter jedem Hof erhielt der Bauer einst einen rechtwinklig den Hang ansteigenden Waldstreifen (Hufe) zugeteilt; oftmals bekam er diesen von den Grundherren nur geliehen, um ihn zunächst zu roden, zu kultivieren und fortan zu bestellen. In Stolzenhain erhielten die Bauern bereits im Jahre 1647 eigenen Besitz. Damit waren sie früh privilegiert. An die Freiheiten, die den Bürgern der nahen "Freien Bergstadt Böhmisch-Wiesenthal" (Lou񏵆ná) zur gleichen Zeit gewährt wurden, reichten diese Privilegien allerdings nicht heran.

Obwohl Stolzenhain die typische Anlageform eines Waldhufendorfes besaß, fehlte hinter den Höfen der Wald. Es ist heute nicht eindeutig nachzuweisen, ob sich in früherer Zeit Waldbestand auf den Hufen befand, doch scheint dies als wahrscheinlich. Es ist davon auszugehen, dass die Stolzenhainer Anhöhe ehemals mit Wald bedeckt war. Infolge der viel Holz verbrauchenden Bergwerke der näheren Umgebung und um gleichzeitig dem steigenden Bedarf der Siedlungen und des holznutzenden Handwerks entsprechen zu können, wurden die Bäume wahrscheinlich abgeholzt.

Trotz der Höhenlage des Ortes, wechseln Wald- und Flurflächen an Tal- und Berghängen einander ab. Die großen Rodungsgebiete um die Dörfer und Städtchen im oberen Erzgebirge lockern auch das Gebiet um Stolzenhain auf. Wiesen und Äcker geben in dem rauen Land nur geringen Ertrag; so ist es nicht verwunderlich, dass es in der Vergangenheit auch zu schlimmen Notzeiten kam.

Das Gemeindegebiet von Stolzenhain umfasste in den Jahren bis 1945 ca. 1837 Hektar Land, davon waren 63% Waldgebiet, 31% Wiesen und Weiden, 4% Äcker und 1% sonstige Flächen.

Aus diesen Angaben kann man ersehen, dass Grünlandwirtschaft mit Viehzucht vorherrschte. Vor allen Dingen züchtete man in den Jahren vor 1914 Rinder, die man aus Salzburg und Tirol einführte. Auf den Ackerflächen wurden vorrangig Kartoffeln, Hafer, sowie Sommerkorn (Roggen) und Gerste angebaut. Die Erträge aus der bescheidenen Landwirtschaft stellte die Grundversorgung für die Bevölkerung. Stolzenhain war landwirtschaftlich geprägt.

Nicht zu vergessen ist die Waldwirtschaft. Diese sicherte etlichen Familien im Ort den Lebensunterhalt. Ursprünglich fand man in den Höhenlagen unter 900 m ü. d. M. einen Bergwald bestehend aus Tannen, Buchen und Fichten. Hier und da mischten sich auch Ulmen und Ahorn darunter. Durch das Abholzen der Wälder ist nur wenig davon übrig geblieben und so haben sich große Waldgebiete in der Region entwickelt, die heute fast nur noch aus schnell wachsenden Fichtenforsten bestehen.

Zum besonderen Reichtum der Gegend um den Keilberg gehören noch heute die vielen Quellen. So durchfließen auch zwei kleinere Bäche, das Weißwasser (Bilá voda) und das Schwarzwasser (Černá voda) die Gemarkung von Stolzenhain.

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Klimatische Verhältnisse

Das Klima der Kammlagen im Erzgebirge ist rau. Die Temperaturen sind erheblich niedriger als die im Tiefland. Der Sommer ist kurz, kühle Tag in dieser Zeit sind keine Seltenheit. Dennoch präsentiert sich das Gebirge besonders herrlich und farbig, wenn Hochdruckwetter einsetzt, wenn kühle und klare Luftströme aus dem Norden dafür sorgen, dass sich eine gute Fernsicht bietet. Die Niederschlagsmenge im Gebiet um Keilberg und Fichtelberg ist doppelt so hoch wie in tiefen Lagen. Wegen der Höhenlage ist die Vegetationsperiode kürzer. Dafür hält die geschlossene Schneedecke oftmals bis Ende April und Schneeschauer im Monat Mai sind nicht ungewöhnlich. Die harten, kalten Winter machen die Region um Stolzenhain zu einem der schneesichersten Bereiche im Erzgebirge. Im Mittel fällt an 250 Tagen im Jahr Schnee.

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Ortsbereiche bzw. Ortsteile

Zu Stolzenhain gehörten einst die Ortsbereiche Königsmühle (ein Weiler), Pschornmühle (Mühle), Fritschmühle (Weiler), Fleischhaus (Weiler), Hofberg (Weiler), Gahlerberg (Weiler), Elend/Neuhäuser (Weiler) und die abseits gelegenen vier herrschaftlichen Forsthäuser Drahtmühle (früher eine Drahtzieherei), Parthum (früher ein Meierhof, danach Forsthaus), Maut mit Forsthaus Bärenwald, Huthaus, Kalkofen (im Jahre 1930 noch in Betrieb) und Langenhauer Hegerhaus, sowie Weberberg (Einschicht), die Weiperter Skihütte und weitere einzelne Häuser unterhalb des Keilbergs.
Als "Wüstung" wird das bei Stolzenhain gelegene Dorf Kalter Winter genannt, das 1474 als neues Dorf in einer Landtafeleintragung verzeichnet wurde. Die zwei letzten Häuser sind Ende des 19. Jh. abgetragen worden, aber der Flurname "Kalter Winter" hat sich erhalten.

Stolzenhain war gut mit Gasthäusern versehen: zuerst das höchste Gasthaus des Erzgebirges, das "Hotel am Keilberg", welches vor einigen Jahren wegen Baufälligkeit geschlossen wurde und d.Z. umgebaut wird; weiter das Hotel "Waldschlößl" (Gasthaus, ist gut erhalten geblieben); "Gasthof am Hofberg" wurde neu aufgebaut und dient als Sporthotel, das "Deutsche Haus" wurde renoviert. "Gasthaus Fritsch" mit Metzgerei, das Gasthaus "Tomes" und auch das "Mautgasthaus" wurden abgerissen. Das Gasthaus "Günther" im Grund und das "Fiedler-Wirtshaus" sind auch nicht mehr zu finden.

Charakteristisch für die gesamte Region sind auch die vielen Mühlenbetriebe entlang der Bachläufe. Wie überall im oberen Erzgebirge prägten Wassermühlen das Landschaftsbild. Es waren aber nicht nur Mahlmühlen, sondern Hammerwerke und kleinere Betriebe, die aus den talabwärts führenden Flüssen und Bächen Antriebsenergie für das metallverarbeitende Gewerbe gewannen.
Beispiele dafür waren in der Stolzenhainer Gemarkung die Königsmühle, die Drahtmühle, die Schadermühle, die Schlickmühle, die Hausadelmühle und die Fritschmühle.

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Bürgermeister, Familiennamen, Berufe, Vereinswesen

Die Bürgermeister bzw. Gemeindevorsteher

Leider konnten nur die Namen der Bürgermeister bzw. Gemeindevorsteher aus jüngster Vergangenheit überliefert werden.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Amt ausgeübt von Josef Salzer. Danach übernahm es sein Sohn Kilian Salzer. Dreißig Jahre lang stand er an der Spitze der Gemeinde Stolzenhain. Im Jahre 1919 löste ihn Edmund Wohlrab ab, im Jahre 1927 folgte Robert Glaser und 1931 erneut Edmund Wohlrab. Hermann Liebald wurde im Jahre 1938 Bürgermeister in Stolzenhain. Nach dessen Einberufung folgten Johann Pöschl und als auch dieser eingezogen wurde, Emil Liebald, der das Amt bis zur Vertreibung innehatte.

Familiennamen

(in alphabetischer Reihenfolge)

Armann, Baier, Bartl, Behr, Boog, Dost, Entian, Estl, Flach, Fleischmann, Fohmann, Franz, Fritsch, Gahler, Glaser, Grund, Gübert, Güldner, Günther, Haberzettl, Hammer, Hartmann, Heinrich, Held, Hieke, Högn, Höll, Hütterer, Kilian, Klier, Kreisl/Kreißl, Kreuzig, Kuhn, Kunza, Leuthold, Liebald, Lill, Loos, Morbach, Müller, Päckert, Peter, Pöschl, Rabenstein, Reinwarth, Reipert, Richter, Röckert, Roller, Roscher, Salzer, Sauerstein, Schimm, Schmidt, Schmied(e)l, Seigerschmidt, Siegl, Simon, Slany, Strunz, Thomas, Wegert, Wehnl, Wirkner, Wohlrab, Wolf, Zapf, Zierold.

Berufe in Stolzenhain zwischen 1900 und 1945

Bäcker, Binder, Bittner, Eisengießer, Elektriker, Fabrikarbeiter, Fleischer, Friseur, Fuhrmann, Gastwirt, Handschuhmacher, Hebamme, Kaufmann, Kellner, Krämer, Landwirt, Lehrer, Maler, Maurer, Musiker, Obst- und Gemüsehändler, Polizist, Posamentenhändler, Sattler, Schlosser, Schneider, Schuhmacher / Schuster, Spengler, Spitzenhändler, Steinmetz, Straßenmeister / Straßenwärter (früher auch Straßeneinräumer), Stricker, Strumpfwirker, Tischler, Wagner, Waldarbeiter, Weber, Zimmermann.

Vereinswesen

Innerhalb der Gemeinde Stolzenhain florierte ein intaktes Vereinswesen.

Freiwillige Feuerwehr, Turnverein, Männergesangverein, Spar- und Darlehensverein Stolzenhain u. Umgebung, Veteranenverein, Landwirtschaftlicher Verein.
Darüber hinaus bestand noch eine Gewerbegenossenschaft.

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Allgemeines

Die Gegend um Stolzenhain war vor der Besiedlung unwegsames Waldgebiet (Urwald) und somit ein natürlicher Grenzwall (eine Landwehr) zwischen Böhmen und Sachsen. Man bezeichnete derartige Grenzwälder auch als Feindwehren. Niemand durfte zunächst hier siedeln.

Bergleute waren es, die vor über 500 Jahren um Keilberg und Fichtelberg erstmals siedelten, um Erze abzubauen. Sie betrieben im Nebenerwerb eine bescheidene Landwirtschaft. Der Wald wurde teilweise gerodet und es entstanden Siedlungen und Agrarflächen. Die Einwohner nutzen in der Folgezeit natürliche Gegebenheiten zur weiteren Entwicklung der Region. Es entstanden an den zahlreichen Bachläufen kleinere Poch- und Hammerwerke aber auch Mahlmühlen zum Verarbeiten des Getreides. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es keine tiefgreifenden Veränderungen.

Erst nach den Revolutionsjahren bzw. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich langsam das Bild der Gemeinde. Zwar behielt das Dorf Stolzenhain nach wie vor eine bäuerliche Prägung, doch kamen verstärkt Handwerk und Kleinindustrie in den Ort bzw. in die nähere Peripherie. Auch am aufkeimenden Fremdenverkehr (Wintersport) sollte Stolzenhain teilhaben.

In den umliegenden größeren Orten und insbesondere in den Städten erfolgte der Umbruch dagegen rasanter.

Im Jahre 1853 wurde ein Schulgebäude errichtet und eine vierklassige Volksschule etabliert. Die vier Klassen umfassten je zwei Jahrgangsstufen mit insgesamt acht Jahrgängen. Viele Kinder der Gemeinde besuchten auch die Bürgerschule im nahen Schmiedeberg.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Jahre 1903 erhielt der Ort ein eigenes Postamt und im Jahre 1929 baute man ein großes Gemeindehaus, worin sich auch das Bürgermeisteramt befand.

Zusammen mit der nahen Stadt Böhmisch-Wiesenthal bildete Stolzenhain eine Pfarrgemeinde (siehe Pfarrei Böhmisch Wiesenthal), nur der Ortsteil Huthäusel war nach Kupferberg (Bezirk Preßnitz) eingepfarrt. Die Böhmisch Wiesenthaler und die Stolzenhainer hatten eine gemeinsame Kirche und Friedhof in Böhmisch Wiesenthal. Der Ort "Kalter Winter", schon lange eine "Wüstung", wurde bei der Pfarrei Gottesgab geführt.
Eine Kirche im Ort selbst besaß man allerdings nie. Die gemeinsame Kirche stand zunächst auf der Wiesenthaler Anhöhe und später im Zentrum von Böhmisch-Wiesenthal, wo man zwischen 1731-1737 einen Neubau errichtete. Ebenso hatten beide Orte nur einen Friedhof. Noch heute findet man ihn auf der erwähnten Wiesenthaler Anhöhe, außerhalb der Gemeinde Stolzenhain.

Nach dem 1. Weltkrieg profitierte der Ort, wie viele Gemeinden und Städte des Umlandes, von der Zunahme der Industrie. Die Erschließung der Region für den Wintersport bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts, so auch der Bau einer nahen Sprungschanze (Keilbergschanze im Fuchsloch), brachte besonders in den Wintermonaten Gäste in das Gebiet um den Keilberg. Im Nebeneffekt wirkte sich der Tourismus natürlich auch auf Handel und das Hotel- und Gaststättengewerbe positiv aus.

Viele Bewohner aus Stolzenhain erhielten die Möglichkeit im Haupt- oder Nebenerwerb in der Posamentenindustrie, in der Handschuhfabrikation sowie in Strumpfstrickereien tätig zu werden oder verdienten sich in Heimarbeit mit Spitzen- und Haartüllklöppelei etwas hinzu. Die hergestellten Artikel gingen oft in die nahe, aufstrebende Industriestadt Weipert und wurden dort über den Handel vertrieben bzw. industriell weiterverarbeitet. Von dort exportierte man die Waren in viele Länder dieser Welt.

Mit der Ausweisung der deutschen Bevölkerung nach Ende des zweiten Weltkriegs brach in Stolzenhain alles zusammen. Bis auf wenige Einwohner wurde das gesamte Dorf geräumt. Die ersten Ausweisungen vollzogen sich im April 1946. In vier geschlossenen Transporten wurden die Menschen nach Hessen, Mittelfranken, Oberbayern und zuletzt im Herbst des Jahres 1946 nach Sachsen und Thüringen in Deutschland gebracht.
Für den Ort Stolzenhain, aber auch für die gesamte Region bedeutete dies das Ende. Durch die Entscheidung der staatlichen Gremien, die deutsche Bevölkerung außer Landes zu bringen, brach eine intakte Infrastruktur zusammen, die sich bis heute nicht erholen konnte. Von den vielen mit dieser Entscheidung verbundenen menschlichen Schicksalen einmal ganz zu schweigen.

Im Jahre 1949 kam Háj (ehemals Stolzenhain) zum neugegründeten Bezirk Karlovy Vary (Karlsbad) und im Jahr 1960 zum Bezirk Chomutov (Komotau), Teil des großen "Severočeský kraj" (Nordböhmischer Kreis).
1986-1991 war es, zusammen mit Böhmisch Wiesenthal, ein Teil der Gemeinde Vejprty (Weipert), erst 1992 erlang Háj als Teil der Gemeinde Loučná (Böhmisch Wiesenthal) wieder Selbständigkeit.

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Aus der Vergangenheit

Ähnlich wie im Bergstädtchen Böhmisch-Wiesenthal vermutet man, dass Stolzenhain von Bergleuten gegründet wurde, die aus Sachsen kamen. Sie sollen aus dem Raum um Meißen gestammt haben. Näheres dazu ist aber nicht überliefert.
Die erste Siedlung,, die auf dem Territorium des späteren Ortes Stolzenhain gegründet wurde, trug den Namen Rauhenbusch und ging im Laufe der Zeit in dem später entstandenen Ort Stolzenhain auf.
In die Gründungszeit des Ortes fällt auch die Reformation. An dieser Stelle soll darauf nicht weiter eingegangen werden. Über das kirchliche Leben in der Gemeinde Stolzenhain wird in der Präsentation der Stadt Böhmisch-Wiesenthal umfangreich informiert. Beide Orte waren jahrhundertlang innerhalb einer Pfarrgemeinde miteinander verbunden.
Die Erstnennung des Ortes Stolzenhain geht auf das Jahr 1570 zurück. In einem Taufbuch der Stadt Oberwiesenthal in Sachsen, findet man diesen ersten schriftlichen Hinweis dokumentiert.
Im Jahre 1528 erwarb Graf Heinrich II. Schlick vom Ritter Ulrich Sathaner das damalige Hauensteiner Herrschaftsgebiet zu dem auch Stolzenhain zählte.
Bereits im Jahre 1647 erhielt das Dorf vom Grafen Schlick (Hauensteiner Herrschaft) Bodenbesitz und ein eigenes Gericht zugestanden.
Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde der Ort stark verwüstet. In der Folgezeit wechselte die Herrschaft Hauenstein öfters den Eigentümer.
Im Jahre 1838 erwarb die Gräfin Gabriele Buquoy die Herrschaft. Zuvor im Jahre 1834 hatte sie bereits die angrenzende Herrschaft Pressnitz gekauft. Wegen ihrer Humanität gegenüber der Bevölkerung, die sehr oft in Notlagen, insbesondere Hungersnöte geriet, ging sie später als die "Mutter bzw. Engel des Erzgebirges" in die Geschichte ein.
Es folgten die Revolutionsjahre 1848 bis 1851. Auch die Einwohner des Dorfes Stolzenhain wurden freie Leute und waren nicht mehr Untertanen der Herrschaft Hauenstein.
Größter Grundbesitzer in Stolzenhain blieb die Familie Buquoy. Der Besitz wurde auf den Sohn von Gräfin Gabriele Buquoy, namens Georg II. Johann Heinrich übergeben und blieb bis zur Ausweisung der Familie, nach dem zweiten Weltkrieg, in deren Eigentum. Heinrich Buquoy war der letzte Besitzer der ehemaligen Hauensteiner Herrschaft und der darin eingebundenen großen Waldgebiete.

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Gefallene im Weltkrieg 1914-1918

Haus Name Haus Name Haus Name Haus Name
1Gahler Anton 4Höll Josef 6Zapf Franz 15Morbach Franz
19Siegl Anton 22Hammer Anton 23Peter Anton 24Höll Emil
25Pöschl Johann 28Kreißl Paul 28Kreißl Kajetan 32Glaser Cölestin
32Morbach Johann 32Liebald Anton 35Höll Johann 38Roller Reinhold
39Höll Martin 40Behr Kilian 40Behr Johann 44Liebald Franz
44Liebald Wendelin 44Liebald Emil 45Glaser Emil 45Glaser Julius
55Höll Kajetan 60Siegl Wilhelm 61Hieke Wilhelm 66Günther Johann
67Hartmann Erwin 67Hartmann Fridolin 68Höger Franz 70Liebald Oskar
72Hieke Wilhelm 72Slany Emil 72Reipert Johann 74Wohlrab Wilhelm
77Kreißl Johann 78Höll Anton 82Liebald Reinhold 88Flach Franz
91Richter Franz 92Liebald Anton 94Armann Wilhelm 95Liebald Johann
95Höll Richard 97Höll Emil 97Morbach Kajetan 98Liebald Hermann
101Schmidl Johann 104Schmiedl Josef 107Roller Johann 112Lill ?
113Behr Josef 117Gahler Eduard 123Langer Rudolf 124Kreißl Josef
131Zapf Robert 137Gübert Daniel 138Schmiedl Ferd. 139Behr Johann
147Schimm Anton 155Richter Emil 155Richter Josef 155Gübert Franz (Vater)
155Gübert Hermann 155Kreißl Kilian 155Höll Franz 157Zapf Johann

Gefallene im Weltkrieg 1939-1945, soweit diese noch erfaßt werden konnten:

Haus Name Haus Name Haus Name Haus Name
7Wehnl Andreas 9Pöschl Robert 10Glaser Willi 10Glaser Walter
17Boch Franz 18Kreisl Walter 24Höll Hans 24Thomas Walter
28Kreisl Anton 29Hierold Hans 31Liebald Franz 32Glaser Anton
32Loos Ferdinand 37Höll Reinhold 37Höll Franz 38Roller Emil
38Kuhn Walter 39Hammer Emil 39Höll Albin 40Kreisl Oskar
41Kreuzig Daniel 48Siegl Josef 49Höll Hans 49Höll Willi
50Pöschl ? 56Glaser Rudolf 56Glaser Josef 57Zapf Franz
57Slany Franz 65Wirkner Max 66Günther Hans 67Pöschl Hans
73Högn Max 74Kreisl Rudolf 75Siegl Johann 76Günther Ernst
77Behr Fritz 78Pöschl Karl 82Strunz Hans 82Kreisl Reinhold
83Kreisl Willi 84Pöschl Walter 93Armann Hans 93Armann Franz
94Liebald Emil 101Slany Anton 102Höll Josef 103Fohmann Ludwig ?
103Kilian ? 104Behr Hans 104Bartl Reimund 106Hammer Hans
110Schmidl Emil 113Behr Josef 114Höll Hans 117Roller Franz
118Hammer Rudolf 121Höll Ignaz 123Behr Karl 123Behr Hans
124Kreißl Ludwig 125Pöschl Walter 129Pöschl Emil 140Schmiedl Erhard
141Siegl Franz 143Pöschl Anton 146Wohlrab Hari 147Loos Hans
148Behr Max 149Zapf Max 151Pöschl Rudolf 153Höll Emil
154Flach Josef 155Hartmann Ambros 155Kreißl Josef 155Seigerschmidt Franz
155Morbach Willi 155Haberzettel Alfred 156Loos Hans 157Schmiedl ?
165Zapf Wilhelm

Quelle: Heimatbuch "Die Gemeinde Stolzenhain", von Josef Taschner, 1969

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Verschiedenes (Ortsbetreuer, Heimattreffen, ...)

Heimat-Ortsbetreuer:
Arbeitsgemeinschaft i.A. Willi Pöschl, Lerchenweg 13, D-91792 Ellingen, Tel. 09141-5483.
Spenden für den Friedhof: das Spendenkonto für den Friedohof lautet:
Kto.-Nr. 220 206 210, BLZ 764 500 00 bei der Sparkasse Ellingen. Kennwort "Friedhof".
Heimattreffen:
Das Heimattreffen findet vom 5.6.-7.6.2009 in Oberwiesenthal statt. Näheres bei Heimattreffen Böhmisch Wiesenthal.

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Erstellt von Herrn Günter Slany, unter Mithilfe von D. Selig, VSFF-Forschungsgruppe St. Joachimsthal.
Letzte Änderung: 20.Dezember 2011 (ds)
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